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    Theaterplatz: So wollen ihn Stadtplaner neu gestalten

    Schon länger hat die Stadt das Potential des Theaterplatzes erkannt. Für die mögliche Umgestaltung orientiert man sich am Gewinner-Konzept eines Ideenwettbewerbes - inklusive Wasserrondell.

    Ein verschwendeter Platz? So wird der Theaterplatz seit langer Zeit von vielen angesehen. Nicht störend hässlich – aber eben auch nicht schön. Nach der Durchführung eines „Reallabors“ soll nun eine umfassende Neugestaltung stattfinden.

    Das Ziel ist ein Platz mit Aufenthaltsqualität, an dem man sich wohlfühlt, eine Reduzierung des Autoverkehrs und eine Stärkung des Theaters als Kulturstandort. Berücksichtigt werden soll dabei auch die Herausforderung des Klimawandels. Der Platz soll außerdem zusätzlich zum Theater eine Fläche für Veranstaltungen werden. Auch eine Sichtbarmachung des Paubachs wird angestrebt.

    Der Planungswettbewerb

    Im Juli 2021 begann der Planungswettbewerb, an dem sich fünf Planungsgruppen beteiligten. Am 28. Oktober wurden die Ergebnisse bewertet. Die unterschiedlichen Konzepte ähnelten sich in einigen Punkten – hatten jedoch auch grundlegende Unterschiede.

    Mehrere der Pläne sahen ein Wasserrondell im Zentrum des Theatervorplatz vor, das eine Anlehnung an das historische begrünte Brunnenrondell sein sollte, das vor dem Krieg den Theaterplatz schmückte.

    Ein Streitpunkt war die Führung des Busverkehrs. Während der PKW-Verkehr, abgesehen von Anliegern, vollständig vom Theaterplatz verbannt werden sollte, ist der Busverkehr dort notwendig. Einige Konzepte sahen vor, den Busverkehr südlich am Theater vorbei zu bündeln und die Nordseite somit vollständig vom Verkehr zu befreien.

    Die Entwürfe der Planungsgruppen

    Der Entwurf der Planungsbüros „ST raum a.“ und „Steinbacher Consulting“ orientierte sich besonders am historischen Vorbild. Im Zentrum des Theaterplatzes war ein großes Brunnenrondell vorgesehen, das sich gestalterisch an der griechischen Mythologie orientiert. Die Theaterstraße und der Kapuzinergraben sollten als Alleen gestaltet werden, der Vorplatz des Theaters hingegen als freie urbane Fläche. Kritisiert wurde unter anderem, dass durch das große Rondell zwar ein optisch freier Platz entsteht, praktisch jedoch kaum nutzbarer Raum vorhanden wäre. Auch die Bündelung des Busverkehrs südlich des Theaters, die eine weitere Gestaltung dort erschweren würde, ohne jedoch das dadurch vorhandene Potenzial auf der Nordseite zu nutzen, war ein Ausschlusskriterium und trug dazu bei, dass dieser Entwurf nicht weiter berücksichtigt wurde.

    Das Konzept der „bbz Landschaftsarchitekten“ und der „Hoffmann-Leichter Ingenieursgesellschaft mbh“ lebt besonders von dem vielen Grün. Vorgesehen war eine wesentlich dichtere Alleen-Bepflanzung des Kapuzinergrabens und der Theaterstraße, eine Grünfläche auf dem Theaterplatz und ein Wasserspiel. Das Konzept schied aufgrund der Zerstückelung des Platzes, die die vielfältige Nutzung einschränkt, die die Stadt sich vorstellt, am Ende aus.

    Eine Anerkennung erhielt die Idee von „Lohaus Carl Köhlmos Part GmbB Landschaftsarchitekten Stadtplaner, Hannover“ mit „SHP Ingenieure GbR“ und „SHP Ingenieure GbR“. Das Konzept sieht eine ovale Wasserfläche im Zentrum des Theatervorplatz vor. Die Seiten sollten bis hinter das Theater gleichmäßig mit Formgehölzen bestückt sein. Eine Besonderheit ist die Idee, den Vorplatz, bis zur, dem Theater gegenüberliegenden Straßenseite, zu ziehen. Der vor dem Theaterplatz verlaufende Teil des Kapuzinergrabens würde optisch zu einem Teil des Theaterplatzes. Kritisiert wurde das Konzept unter anderem für den hohen Versiegelungsgrad, abgesehen von den schmalen Formgehölzen war kein zusätzliches Grün vorgesehen. Auch wird das Konzept als zu unflexibel angesehen, so wären Umplanungen immer mit größerem Aufwand verbunden.

    Den 2. Platz belegte der Entwurf der „KRAFT.RAUM. Landschaftsarchitektur und Stadtentwicklung, Krefeld“ mit „Ambrosius blanke verkehr.infrastruktur, Bochum“ und dem „Ingenieurbüro F. Jaffke / Ingenieurbüro für Tiefbautechnik“. Auch dieses Konzept sieht eine Alleebepflanzung von Kapuzinergraben und Theaterstraße vor. Der Theaterplatz selbst soll durch lockere Bebauung eingerahmt werden und dadurch seinen ganz eigenen Charakter erhalten. Auch ermöglicht diese Idee eine gewisse Flexibilität, da die Bäume nicht symmetrisch bzw. gleichmäßig angeordnet wären. Im Zentrum des Theatervorplatz war ein rechteckiges Wasserspiel vorgesehen. Zwischen diesem und dem Kapuzinergraben sollte ein hölzernes Element als Sitzgelegenheit und in Bezug auf potenzielle Veranstaltungen auch als Tribüne dienen. Neben dem Holzelement sollten zwei Bäume gepflanzt werden, die unter anderem für Schatten sorgen würden.

    Die Gewinner sind die „Club L94 Landschaftsarchitekten GmbH, Köln“ mit „OBERMEYER Planen + Beraten, München“. Die Grundidee, den Theaterplatz als öffentliches Theater zu inszenieren, wurde in diesem Konzept besonders konsequent umgesetzt. Im Zentrum des Theatervorplatz befindet sich ein Wasserrondell, das jedoch eine flexible Nutzung der Fläche zulässt. Der Entwurf enthält viel Grün und viel unversiegelte Fläche, vermeidet jedoch, den Theatervorplatz zu bepflanzen, um weder die Nutzbarkeit einzuschränken noch die Sicht auf das Theater zu stören. An den Seiten sind zwischen den Bäumen und Grünflächen Sitzgelegenheiten – auch unabhängig von der Außengastronomie – sowie kleine Spielmöglichkeiten geplant. Auf dem Theatervorplatz wird außerdem ein hohes Lichtelement vorgeschlagen, das in etwa symmetrisch zur Hengst-Statue im vorderen Bereich des Platzes liegen soll.

    Wie geht es jetzt weiter?

    Klar ist: Das Gewinner-Konzept wird nicht eins zu eins umgesetzt werden. Der Planungswettbewerb sollte Ideen sammeln. Das Ergebnis soll als Grundlage für die weiteren Planungen dienen, die im Laufe des Jahres 2022 stattfinden sollen. Auch müssen einige andere Ideen und Pläne der Stadt berücksichtigt werden. So würde, sollte die Regio-Tram wie geplant umgesetzt werden (Au Huur! Magazin berichtete), vermutlich eine zweispurige Straßenbahnstrecke über den Kapuzinergraben verlaufen. Auch wird im Rahmen des Projekts „Bäche ans Licht“ eine Sichtbarmachung des Paubachs vor dem Theater angestrebt. Auch mehrere der eingereichten Konzepte, unter anderem auch der Gewinnerentwurf, sahen eine Wasserrinne, ähnlich der des Johannisbachs vor (Au Huur! Magazin berichtete).

    Foto: “Theater Aachen” (CC BY-SA 2.0) by joachimschlosser

    Rasmus Epperlein
    Rasmus Epperlein
    Schreibt unter anderem über Politik, Umwelt, Verkehr und Städtebau in der StädteRegion. Kontakt: rasmus@auhuurmagazin.de

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